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Albanische Eindrücke

Veröffentlicht am 24.07.2013, 12:48 Uhr in Tirana, Albanien

Betreff: Shkodra – Tirana, Albanien


Nach zwei Tagen in Albanien muss man sagen, dass der Sprung über die Grenze der bisher kontrastreichste war. Albanien ist kulturell schon nochmal eine Nummer ferner als Kroatien, Bosnien oder Montenegro.

Zunächst die Infrastruktur: Die Hauptstraßen in Albanien, die wir bisher benutzt haben, waren gut ausgebaut, schöner glatter Asphalt, teilweise über 10 km geradeaus. Das ist für uns nicht besonders spektakulär, aber immerhin kommt man ziemlich schnell vorwärts. Ampeln haben wir außerhalb von Tirana bisher nicht gesehen, obwohl der Verkehr durchaus welche verlangt hätte. Hier gilt mehr noch als in Bosnien und Montenegro: Fahren darf der, der am besten kann und nicht der, der dran ist. Es mag seltsam klingen, aber für uns ist das gar nicht so unangenehm, weil man als Radfahrer häufig die Möglichkeit hat, sich ein bisschen vorzudrängeln und durchzuwitschen und wir hier nicht an Ampeln warten müssen. Außerdem interessiert es hier erst recht niemanden, wenn wir große Hauptstraßen (in Tirana gerne auch mal wieder mehrspurig) benutzen. Ein Einheimischer ist auf einer solchen Straße auch schon problemlos in die falsche Richtung an zwei Polizisten vorbeigefahren.

Schon erwähnt habe ich im letzten Post die Stromleitungen, die auch in Tirana über den Straßen verlaufen. Und zum ersten Mal haben wir in Albanien auch Pferde- und Eselskutschen gesehen. Beliebt sind auch eine Art Motorräder, die vorne eine Ladefläche haben, auf der alles Mögliche transportiert wird: Holz, Kartons, Waschmaschinen, Kinder. Es gibt auch richtige Rennmaschinen, mit denen gewöhnlich ohne Helm und mit Flipflops durch die Städte gejagt wird.

Verlässt man die Hauptstraße zwischen Montenegro/Shkodra und Tirana, ändert sich das Bild: Nebenstraßen verdienen den Namen „Straße“ oftmals nicht. Schlimmster Schotter durchsetzt mit Schlaglöchern und Asphaltfetzen bremsen uns auch auf gerader Straße auf unter 10 km/h runter. Mountainbikes wären hier die bessere Wahl gewesen. An solchen Straßen sehen wir auch immer wieder Fabrik-Ruinen und am Straßenrand natürlich überall: Müll.

Aber Albanien hat auch seine schönen Seiten. Als ich in Shkodra vor dem Internet-Café auf die Straße zu unseren Fahrrädern trat und Fabian sich dann an den PC setzte, kamen drei Kinder, vielleicht 12 Jahre, zu mir und sprachen mich fröhlich an. So etwas nimmt man natürlich immer mit gemischten Gefühlen wahr: Auf der einen Seite freut man sich über den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung und an den leuchtenden Augen der Kinder. Sie setzen unsere Radhelme auf und posieren für ein Foto, ich biete ihnen ein paar von meinen Keksen an (die mir zugegebenermaßen etwas zu trocken waren …). Auf der anderen Seite bedeuten solche Situationen auch immer Stress und höchste Aufmerksamkeit: Die Hände der Kinder immer im Auge behalten, vor allem, wenn sie sich den Radtaschen nähern und auch stets darauf achten, keinen der Kleinen im Rücken zu haben. Alle paar Augenblicke checke ich, ob sich mein Handy noch in meiner Rückentasche befindet. Aber zumindest dieses Mal haben mir die Kinder nur die Wartezeit verkürzt, bis Fabian im Internet fertig war.

Auch während der Fahrt werden wir häufig von Kindern gegrüßt; sie lachen und winken, wir lachen und winken zurück. Einmal spurtete eine Hand voll Kindern von ihrem Haus aus los, als sie uns anrollen sahen, und klatschten uns im Vorbeifahren ab.

Auch die Erwachsenen sind etwas hilfsbereiter als in den bisherigen Ländern. So haben wir einen Computerhändler nach unserem jetzigen Hostel gefragt, und er hat es extra für uns gegoogelt und uns dann den Weg auf dem Bildschirm gezeigt.

Unsere erste Nacht in Albanien haben wir jedoch nicht in einem Hostel, sondern auf Albaniens erstem (und vermutlich noch einzigen) Campingplatz verbracht: Ein wirklich zu empfehlendes Örtchen mit sauberen Toiletten und einer großzügigen Zeltwiese mit Streckdosen-Kästen. Wegen der Hitze verzichten wir zugunsten einer besseren Durchlüftung auf das Außenzelt. Am nächsten Morgen setzte sich Fabian auf und 10 Hühner rennen erschrocken vom Zelt weg …

Nicht zuletzt entlastet Albanien noch mehr unsere Reisekasse, als dies in den bisherigen Ländern schon der Fall war. Diese Preise rufen nicht selten ein breites Grinsen bei uns hervor. Ich erinnere an den Wechselkurs: 1 Euro = 140 Leke und nenne ein paar Beispiele:

Heute Mittag klappern wir noch Sehenswürdigkeiten aus unserem Reiseführer in Tirana ab und morgen gehts dann weiter Richtung Mazedonien; dann verlassen wir endgültig die Adria und unser Trip durch das Herz des Balkans beginnt …



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